Pädagogisches Konzept

„Das erste Wirkende ist das Sein des Erziehers, das zweite, was er tut und das dritte erst, was er redet.“ (Romano Guardini, 1885-1968, Philosoph und Theologe)

Frei und losgelöst

Wir betrachten Kinder als gleichwürdige Beziehungspartner und legen deshalb in unserer Arbeit viel Wert auf die Förderung ihrer Autonomie. Das bedeutet, die Kinder können sich bei uns in einem geschützten und vorbereiteten Raum ganz ihrem eigenen Fluss hingeben, da sie sich sicher fühlen.

Das setzt in der Praxis eine Haltung von seiten der Erwachsenen voraus, die von achtsamen Beobachten, Präsent sein und Zurückhaltung geprägt ist, um wahrzunehmen, was ist – wie jedes Kind tut und ist, wo es Unterstützung benötigt … frei und losgelöst von den Bildern, die wir Erwachsenen im Kopf haben, weil wir es nicht immer besser wissen und von den Kindern Lösungsvorschläge kommen, an die wir gar nicht dachten.

Da wir uns als Vorbilder eurer Kinder betrachten, ist Selbstreflexion sowie Austausch im Team und Elterngesprächen die Essenz für das Gelingen tragfähiger, vertrauensvoller und lebendiger Beziehungen. Als Erwachsene sind wir für die Qualität der Beziehungen mit den Kindern verantwortlich. Wir müssen Grenzen setzen, damit unsere Kinder geschützt sind zb. Im Straßenverkehr, aber auch im Zusammenleben innerhalb einer Gruppe entwickeln sich im Laufe der Zeit Regeln, deren Einhaltung wesentlich zum Wohlergehen der gesamten Gruppe beiträgt – etwa, dass wir liebevoll und friedlich miteinander umgehen. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass wir uns nicht ärgern, frustriert sein dürfen oder uns gar langweilig ist.

Echte Natur erleben, nicht nur Spielplätze

Ein ebenso wichtiger Aspekt unserer Pädagogik ist die Begegnung mit der Natur fernab von Spielplätzen, um den Kindern elementare Erfahrungen mit Wasser, Wind, Erde, Feuer und Lebewesen zu ermöglichen. Wir sind durch eigene Kindheitserfahrungen, unseren Beobachtungen aus der täglichen Arbeit – untermauert durch jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse – zu der Überzeugung gekommen, dass die unberührte Natur den Kindern größtmöglichen Raum zur persönlichen Entfaltung bietet ~ Raum gewährt für freies Spiel, das frei von Anleitung, Animation und Erwachsenenideen ist ~ sie erdet, beruhigt und durch diese Erfahrungen eine tiefe Verbindung sowie ein tiefes Verständnis für alles Lebendige wachsen lässt.

Eltern & BetreuerInnen

Wir sind ein elternverwalteter Verein, dem das Wohlfühlen aller Beteiligten – Kinder, Eltern und BetreuerInnen – das Wichtigste ist. Das setzt voraus, dass alle organisatorischen Aufgaben, die von euch Eltern zu bewerkstelligen sind, in Eigenverantwortung, transparentem und dauerndem Austausch und fristgerecht erledigt werden, damit die BetreuerInnen mit euren Kindern eine angenehme und entspannte Zeit verbringen können sowie das partnerschaftliche, gleichwürdige Verhältnis zwischen Eltern und BetreuerInnen gewährleistet werden kann.

Da unsere BetreuerInnen mit euch Eltern ebenso lebendige Beziehungen leben möchten wie mit euren Kindern, laden wir euch ein, offen mit ihnen zu sprechen, was auch immer euch bewegt. Wir sind stets bemüht, gemeinsam eine Lösung zu finden, die meistens schon alleine darin liegt, offen über die eigenen Gefühle zu sprechen, gesehen zu werden und somit wieder in Beziehung mit sich und dem anderen zu sein.

Pädagogische Orientierung – beziehungsstark und autonomiefördernd

Neben M. Montessori, wären noch E. Pikler, E. Hengstenberg, R. Wild, u. a. m. zu nennen, deren Konzepte Einfluss auf das Sein, die Grundannahmen, Vorstellungen und Haltungen unserer BetreuerInnen haben. Daraus folgt ein „anderer Umgang“ mit den Kindern, der als liebevoll, nicht-direktiv und durch großen Respekt und Achtung vor dem einzelnen Kind und seiner individuellen Art gekennzeichnet ist und der dem Autonomieaspekt verpflichtet ist, d.h. die Selbstbestimmung und Selbständigkeit fördert. Diese Achtung vor dem individuellen Raum und seiner Grenzen führt zur Achtung vor dem Raum und der Grenzen des Anderen und lässt einen gemeinsamen entspannten Raum entstehen, indem wirkliches Miteinander, aber auch konstruktive Auseinandersetzung und Konfliktbearbeitung möglich sind.

Was beinhaltet dieser „andere Umgang“ und wodurch wird er erreicht?

Ein wesentlicher Faktor ist das „freie Spiel in einer vorbereiteten und entspannten Umgebung“ in der Kreativität, spontaner Ausdruck, Lebendigkeit, Entscheidungsfreiheit, Selbstbestimmung, Selbstentfaltung und positive Lernerfahrungen möglich sind.

Die vorbereitete Umgebung beinhaltet die einzelnen Bereiche (Turnraum, Mal- und Bastelbereich, Körnerkiste, Hochebene, Puppenecke, Einkaufsladen, Wasserspielplatz, Raum mit Montessorimaterialien, Bauecke…) mit den unterschiedlichen Materialangeboten sowie Angebote, die immer etwas von der Jahreszeit, wie Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Weihnachten, Fasching, Ostern etc.., enthalten als auch Themen, die in der Gruppe gerade aktuell sind und von den BetreuerInnen aufgegriffen werden.

Wie und was, wann, wie lange und mit wem gespielt, gebastelt, gemalt, gewerkt, getan wird, entscheiden die Kinder selbstbestimmt und frei. Wobei es natürlich einige klar definierte Regeln gibt, die notwendig sind, um die entspannte Umgebung zu erhalten, wie: wir tun einander nicht weh, weder mit Worten noch mit dem Körper, wir stören andere nicht beim Spiel, bei der Arbeit (fragen, ob mitgespielt werden darf), wir nehmen einander nichts weg.

Jenseits der Bereitstellung von vorbereiteten physischen Räumen, in denen Selbstentfaltung und Wachstum für Kinder möglich ist, ist ein weiterer wesentlicher Faktor der emotionale, dialogische Raum, der den Kindern von den BetreuerInnen zur Verfügung gestellt wird.

In diesem Bereich geht es um die Fähigkeiten der BetreuerInnen, sich wirklich auf jedes einzelne Kind einzulassen, es dort abzuholen wo es gerade ist und eine emotionale Beziehung einzugehen. Dabei sind das Teilhaben am Sein der Kinder sowie liebevolle Grenzsetzung wichtige Themen. Begeisterungsfähigkeit, Freude mit den Kindern, Dazulernen wollen, Veränderungsbereitschaft und ein wirkliches „mit den Kindern wachsen“ sind hier ebenso gefordert, wie großes Einfühlungsvermögen, Sensibilität, Aufmerksamkeit (freischwebend und fokussiert), Geduld, Haltungen des Staunens, Lauschens und Spürens, Flexibilität, Humor und Toleranz.

Dies erfordert ein hohes Maß an Gegenwärtigsein, Anpassungsfähigkeit, große Selbsterkenntnis, Aufmerksamkeit den eigenen Grenzen gegenüber, Konflikttoleranz und –fähigkeit, Spannung halten können, damit Entspannung möglich wird, große Introspektion und Selbstreflexion. Diese ständige Auseinandersetzung mit Fragen, warum tue ich das oder warum nicht, und ganz besonders auch, wann und wie, wird von den Betreuerinnen u. a. in den wöchentlichen Teambesprechung geleistet, in denen sie sich mit Reflexionen über die Kinder beschäftigen und einander Feedback und Anregungen zu ihrem Verhalten und Umgang, etc. geben.

Durch die o.a. Faktoren ergibt sich eine entspannte Umgebung mit emotionalem Gehaltensein und Gesehenwerden für unsere Kinder, in der Vertrauen, Sicherheit und Sein-dürfen zu Lebendigkeit, Freude am Sein und zur Selbstentfaltung ihres ihnen eigenen Potentials führt.